Wie er war, der zweite Pie? Knuspriger als der erste (Teig also besser gelungen), schön erdbeerrhabarberig und leider wieder etwas zu flüssig.
Da ich noch eine angemessene Portion Erdbeeren und Rhabarber im Kühlschrank stehen habe kommt also gleich der nächste dran - ich habe ja meinen Ruf als detailbesessene Pseudoperfektionistin nicht umsonst bekommen!
Was wird anders an diesem Pie? Weil Version 2.0 schon wieder schlabberte kriegt dieser hier auf jeden Fall mehr Tapioka und weniger Flüssigkeit. Das Obst zieht mit Zucker gemischt im Kühlschrank. Die entstandene Flüssigkeit werde ich etwas abgießen und damit hoffentlich dem Geschlabber angemessen begegnen können.
Gleichzeitig war der Boden zwar oben sehr schön knusprig und flakey - gibt's dafür ein deutsches Wort? - der untere Boden aber, ach, war wieder matschig. Immerhin ist es mir gelungen, kohärente Stücke aus der Form zu lösen! Daran war bei Versuch eins noch nicht mal zu denken. Aber ich will nicht nur zusammenhängende Stücke, ich will knusprigen Boden. Ich verlege mich daher jetzt auf ein vorheriges Blindbacken - so empfiehlt es
Melissa Clark. Danach kommt das Obst hinein und drauf kommt die obere Teigschicht.
Also los geht es mit dem Boden.
David Lebovitz hat ein schniekes Rezept dafür in seinem Buch Ready for Dessert (in dem noch eine Menge andere tolle Rezepte stehen). Er nimmt also
350 Gramm Mehl,
1 Esslöffel Zucker
1/2 Teelöffel Salz
225 Gramm in Würfel geschnittene kalte Butter (und zwar wirklich kalt, ich stelle die immer kurz in den Gefrierschrank nach dem Würfeln)
6 Esslöffel und 4 Ersatz-Esslöffel Eiswasser
Die trockenen Zutaten werden in einer Schüssel gemischt. Über das Danach scheiden sich die Geister, denn die Butter muss mit dem Mehl vermischt werden, darf aber nicht zu fein werden. Drei Methoden gibt es, um diese Mischung durchzuführen:
1. alles von Hand - die Butter wird mit beiden Händen vorsichtig ins Mehl gerieben, bis die Butterstücke nur noch etwa einen halben Zentimeter groß sind. Das ist mir irgendwie zu doof, dieses Gereibe, und außerdem soll die Butter doch so kalt wie möglich bleiben! Da sind meine Hände kontraproduktiv (allerdings könnte ich an so manchem Winterabend stattdessen meine Füße nehmen, denn die sind immer kalt).
2. mit einem Pastry Cutter - der ersetzt die Hände und mischt die Butter vorsichtig unter. Leider besitze ich (noch) keinen, also entscheide ich mich für Variante
3. alles ab in den Mixer und mit dem Messer hacken, bis die Butter nur noch einen halben Zentimeter groß ist. Das klappt ganz gut, nur muss man wirklich ein scharfes Auge auf die Stückchengröße haben. Zu fein und der Teig wird später nicht so knusprig wie er sein könnte.
Wenn die Butter erfolgreich verhackstückt ist dann folgen ihr sechs Esslöffel Eiswasser auf einmal. Jetzt nur noch wenig mischen, der Teig soll sich langsam zusammenfinden. Vielleicht sind meine Esslöffel komisch, aber ich habe bisher immer drei bis vier mehr gebraucht.
Der entstandene Teig soll nicht schön homogen sein, ruhig ein bisschen früher das Mischen einstellen! Je weniger er verarbeitet wird, desto knuspriger wird er.
Herr Lebovitz teilt den Teig dann je nach Pie in zwei Teile oder macht einen "bottom only" Pie. Ich wollte gern einen Deckel, deswegen habe ich geteilt. Der Teig ruht als circa drei Zentimeter dicke Scheibe eine Stunde im Kühlschrank und wird dann auf Formgröße ausgerollt. Ab in die Form, festdrücken und dann entweder Füllung rein und backen oder ins Eisfach - damit er danach blind gebacken werden kann.
Ich habe mich aufs blind backen verlegt und anschließend den fertigen Boden gefüllt und mit einem Deckel versehen.
Nach einer guten Stunde im Ofen wurde dann die Füllung endlich so fest wie ich das wollte.
Und dann? Dann habe ich wegen der Nachtschicht des Mannes diesem die Wohnung samt Inhalt überlassen und deswegen den Pie gar nicht probieren können, oh Schande. Aber ich hörte von ihm, dass er ihn äußerst lecker fand.
Demnächst also der nächste Pie - Vorschläge für die Füllung? Der
Stockseehof hat neben Himbeeren auch Sauerkirschen zum Selbstpflücken, die ich schon ganz gierig beäuge...und keine Sorge, der Stockseehof hat auch eine Kirschenentkernmaschine!